Bildung Elementar- Bildung von Anfang an!
Körper, Bewegung, Gesundheit
Fachliche Einführung
Erfahrungen mit dem eigenen Körper sind basale Erfahrungen für jedes Kind.Mit dem eigenen Körper sind wir in der Welt, lassen Welt auf uns einwirken und können in der Welt etwas bewirken. Der eigene Körper ist nicht nur eine Quelle von Erfahrungen. Er bietet auch vielfältige und differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der Abstraktion von Sprache und Logik.
In unserer Kultur gibt es allerdings ein widersprüchliches Verhältnis zur Körperlichkeit des Menschen. Wir unterscheiden geistige von körperlichen Aktivitäten und verbinden diese Trennung häufig mit der Ansicht, dass Körperliches weniger wertvoll sei als Geistiges. Diese Annahme durchzieht alle Erfahrungs- und Lebensbereiche in unserer Kultur. So hat „Hand“-Arbeit in der Regel einen geringeren sozialen Status als „Kopf“-Arbeit. Körperliche Bedürfnisse müssen im Alltag häufig unterdrückt werden.
Das zeigt sich auch darin, dass „Bildung“ in unserer Gesellschaft manchmal noch mit der Vorstellung von „ständigem Stillsitzen“ verbunden wird. Gleichzeitig pflegen wir in unserer Gesellschaft einen „Körperkult“, der auf Makellosigkeit und Perfektion ausgerichtet ist und den eigenen Körper als Objekt einer nahezu beliebigen Gestaltbarkeit erscheinen lässt: Sei es im Wellness-Studio oder in der Medizin. Sprachlich bringen wir es auf den Punkt, wenn wir sagen:
„Der Mensch hat einen Körper“.
Die Begründung für den eigenständigen
„Kinder ... denken, indem sie handeln“, formulieren Laewen und Andres. Daraus folgern sie: „Wer also das Handeln von Kindern unterbindet oder behindert, sollte immer gute Gründe dafür haben, damit nicht frühkindliches‚Denken‘ behindert werden soll“. (Laewen / Andres 2002a, S. 47) Die Erkenntnis, dass Bewegung eine „elementare Form des Denkens“ (Schäfer) ist, hat sich im Alltag vieler Kindertageseinrichtungen inzwischen durchgesetzt. Die Förderung und Ermöglichung von Bewegung - sei es durch spezielle Angebote oder durch interessante Gestaltung der Innen- und Außenräume - hat vielerorts einen hohen Stellenwert. Weil bei Kindern heute häufig ein die Aufgabe, aktive Bewegungsförderung zu betreiben.
Gleichzeitig gibt es aber im Tagesablauf und durch die Gestaltung und Möblierung der Räume zahlreiche Gelegenheiten, an denen die Bewegungsfreude und der Bewegungsdrang der Kinder unterdrückt werden.
Der Bildungsbereich
Bildungsbereich Körper, Bewegung, Gesundheit geht davon aus, dass der Mensch nicht einen Körper hat, sondern Körper ist. Vom Beginn des Lebens an gestalten Kinder ihre Beziehungen zur Welt mit ihrem Körper und mit Bewegungen. Auch mit fortschreitender Entwicklung eignen sich Kinder ihre Welt durch Bewegung und durch konkretes Handeln an. Das abstrakte „Handeln“ mit Bildern, Symbolen und Begriffen baut auf dem konkreten auf.Körper, Bewegung und Gesundheit will dazu anregen, solche Bewegungsverhinderer aufzuspüren und den gesamten Alltag auf seinen motorischen Anregungscharakter zu überprüfen. Ebenso wie die anderen Bildungsbereiche ist Bewegung nicht isoliert denk- und förderbar, sondern durchzieht alle Erfahrungsbereiche der Kinder.Bildungsprogramm für Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt – 43 –
Bewegung
Kindertageseinrichtungen haben den Auftrag, sich am
Die Weltgesundheitsorganisation definiert
ist aber nur ein Ausdruck der Körperlichkeit des Menschen. Wahrnehmungen, Emotionen, Beziehungen und basale Ausdrucksformen sind von Geburt an mit Körpererfahrungen verbunden. Es geht deshalb in der Kindertageseinrichtung gerade bei jungen Kindern (in der Krippe) darum, lustvolle und angenehme Körpererfahrungen zu ermöglichen, anstatt auf frühe Kontrolle und ggf. Unterdrückung körperlicher Bedürfnisse hinzuwirken.Wohl des Kindes zu orientieren. Das ist wörtlich zu nehmen. Verlässliche Erfahrungen mit dem eigenen Körper - zu wissen, was angenehm oder unangenehm ist, was mir gut tut - sind eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des dritten Aspekts in diesem Bildungsbereich: der Förderung der Gesundheit.Gesundheit so: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“Gesundheitserziehung
„Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 insbesondere
1. junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern
und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,
2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und
unterstützen,
3. Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,
4. dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre
Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder
zu schaffen.“
Körperlichkeit, Bewegung und Gesundheit als eigenständigen Bildungsbereich zu thematisieren, hat demnach auch eine gesellschaftspolitische Dimension. Wie resilient (Kinder sich entwickeln, wird nicht allein von der Kindertageseinrichtung bestimmt. Für Erzieherinnen bedeutet das, dass sie immer wieder deutlich benennen müssen, wenn gesellschaftliche Entwicklungen Kinder krankmachen. Viel zu oft
muss nach dieser Definition weit über das Zähneputzen, Händewaschen und den Verzicht auf Süßigkeiten hinausgehen. Sie durchzieht dann den gesamten Alltag der Kindertageseinrichtung und bezieht die subjektiven Empfindungen und Bedürfnisse jedes Kindes ein. Gesundheitserziehung unterstützt Kinder, ihre individuellen Bedürfnisse zu spüren, zu erkennen und auszudrücken und sie setzt darauf, dass letztlich nur die Kinder selbst über ihr Wohlbefinden Auskunft geben können. Im sozialen Bereich bezieht sich Gesundheitserziehung auf die Umwelt und Lebenswelt der Kinder. Sie ist somit auch eine Form, den Auftrag aus § 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes zu erfüllen. Dort heißt es in Absatz 3:stören Kinder die reibungslosen Abläufe in unserer Gesellschaft. Viel zu oft werden die Störungen und ihre Abhilfe beim Kind gesucht. Erzieherinnen haben hier eine Aufgabe als Anwälte für Kinder. Sie haben dafür Sorge zu tragen, dass nicht die Kinder therapiert werden, weil sie den Alltag und die Abläufe von Erwachsenen und Institutionen irritieren.